Beiträge von helium

    Nur noch peinlich. Wirf doch nicht jedem hier vor, er würde nicht genau lesen, wenn du es selbst nichtmal tust. Sagt dir das Wort "Beispiel" etwas? Natürlich gibt es eine Reihe von Faktoren, die die bestehenden Probleme zur Folge haben. Mehrere stehen in dem tagesschau.de-Artikel.


    Du glaubst doch nicht, dass ich hier nen Essay schreibe, das haben schon viele vor mir getan. Such sie dir hier im Thread und im Internet zusammen oder lass es und versuch gar nicht erst das Problem von mehr als einer Seite zu sehen. Empfehlenswert ist es aber, dann kapierst du vielleicht endlich, dass die Realität komplexer ist, als du sie dir vorstellst (~ böser Islam macht eh schon böse Menschen noch böser).

    Statistiken sind nichts wert, wenn man nicht weiß, wie man sie interpretieren muss. Und das ist Sarrazins Problem, er hat schlicht und einfach keine fundierte Ausbildung in diesem Bereich. Das könnte man eventuell mit Interesse, Einsatz und Erfahrung ersetzen. Wenn man aber mit dem Ziel an eine Statistik herangeht, unbedingt etwas daran zeigen zu wollen, dann schafft man das auch. Man muss nur den jeweiligen Kontext sowie zusätzliche Informationen weglassen oder das Fehlen von Wissen über die Geschichte, die Sozialstruktur und Teilsysteme eines Landes bei den Adressaten vermuten.


    Ein Beispiel wäre folgendes:


    Zitat

    Einige wesentliche Punkte sind, dass Ausländer häufiger in Städten wohnen und jünger sind - alles Faktoren, die auch bei deutschen Bürgern die Gefahr, kriminell zu werden, statistisch gesehen deutlich erhöhen.


    tagesschau.de


    Hier ist zum Beispiel wichtig zu wissen, dass junge Stadtbewohner generell häufiger kriminell sind und das Migranten und Ausländer deutlich häufiger in Städten leben als Deutsche. Wenn man das aber nicht weiß und dann ein Sarrazin die Zahlen hinklatscht und diese Informationen vorenthält, ist der unkritische Leser geneigt, zu glauben es gäbe andere relevante Ursachen (z.B. die Religion oder die Gene) für diese statistische Auffälligkeit.

    Danke für den Link.
    Das ist ein grundsolider Artikel, der sich eben durch seine Tiefgründigkeit und seinen Verzicht auf vorschnelle Urteile von dem Gehetze der Sarrazins und anderen rechten Nassbirnen unterscheidet.


    Unter anderem hier liegt auch der Unterschied zwischen Newbubbles verherrlichtem, aus oberflächlichen Alltagsbeobachtungen bestehendem Dilettantismus und methodologisch ausgereifter Wissenschaft. Dieser wichtige Unterschied wird auch dadurch nicht abgeschwächt, dass sich hier und auch sonst überall fachfremde Besserwisser in einer unerträglichen Art und Weise über die Ergebnisse jahrhundertelangen Nachdenkens über die möglichst objektive Beschreibung und Erklärung von Wirklichkeit hinwegzusetzen versuchen.

    Sarrazins Märchen:

    Zitat

    Es war tabu, darüber zu reden, [...] dass wir als Volk an durchschnittlicher Intelligenz verlieren, wenn die intelligenteren Frauen weniger oder gar keine Kinder zur Welt bringen


    (Link)


    Die Wahrheit:

    Zitat

    Je gebildeter die Frau, desto mehr Kinder bringt sie auf die Welt.


    (Link)


    und


    Sarrazins Märchen:

    Zitat

    Einwanderer bekämen auch mehr Kinder als Deutsche


    (Link)


    Die Wahrheit:

    Zitat

    Migranten bekommen nicht mehr Kinder als Deutsche


    (Link)


    Mit diesen zwei Richtigstellungen ist das (zugegeben äußerst mickrige) theoretische Fundament von Sarrazins Hetzschrift zerstört. So aufklärerisch wie Herr Sarrazin sich gerne gibt (Tabus brechen, Denkverbote beenden etc.) ist er zudem gar nicht. Zumindest einer Diskussion von Angesicht zu Angesicht scheint er nicht gewachsen zu sein:


    Zitat

    Nach Angaben des Internationalen Literaturfestivals Berlin haben Thilo Sarrazin und sein Verlag einen kritischen Gesprächspartner auf dem Podium einer im Haus der Kulturen der Welt geplanten Buchvorstellung abgelehnt.


    Link


    Aber egal - wir wissen ja schon längst, all die Daten und Fakten, die gegen die widerlichen Lügen des rechtspopulistischen Abschaums eingebracht werden sind schlichtweg falsch, erlogen oder beschönigt.
    Liegt ja auch näher, dass ein ganzes (fachlich gut ausgebildetes und praktisch erfahrenes) "Heer von Integrationsbeauftragten, Islamforschern, Soziologen [und] Politologen" (Link) zu den gleichen falschen Ergebnissen kommt und nur ein Volkswirtschaftler ohne fundierte Ausbildung in einer Sozialwissenschaft die Wahrheit erkennt.


    Oder vielleicht doch nicht?


    Und Newbubble, erklär mir bitte, was strebst du hier eigentlich an? Siehst du nicht, dass du hier mit deinen dämlichen Lügen, Verdrehungen und Pauschalisierungen keinen Blumentopf gewinnen wirst? Du magst dich selbst vielleicht als einsamen Verfechter der Wahrheit, die man angeblich nicht mehr aussprechen dürfe (das Gegenteil beweisen du, Sarrazin und viel zu viele Personen täglich), sehen. Und es stimmt ja sogar, du gehörst tatsächlich zu einer Minderheit -


    aber nicht, weil du erleuchtet wärst. :rofl:


    Investier dein Geld besser in wissenschaftliche Literatur als in Märchenbücher. Aus dem Alter bist du doch wohl raus?


    Zitat

    In den Jahrzehnten nach dem 2. Weltkrieg wuchs in Deutschland der Stolz auf den Fleiß und die Tüchtigkeit seiner - durch einen glücklichen Zufall (Holocaust, Mord an Zigeunern) - nahezu reindeutschen Bürger. Doch diese Jahrzehnte haben die Sehschärfe der Deutschen getrübt für die Gefährdung und Fäulnisprozesse im Innern der Gesellschaft. Nur Sarrazin kann sie dank seiner modischen Brille erkennen.


    Der Postillon


    [...]
    witzige Argumentation, die meisten Deutschen wollen keine Ausländer/ Deutsche mit Migrationshintergrund, die Vorzüge der Kulturbereicher scheint also nicht allzu groß zu sein ?
    [...]


    Das ist falsch. Eine Mehrheit von 66% der Deutschen hält in Deutschland lebende Ausländer eher für eine Kulturbereicherung oder steht dieser Aussage neutral gegenüber. Eine Minderheit von 35% stimmt eher nicht zu.
    de.statista.de (kostenlose Registrierung nötig)


    Die meisten Deutschen sehen auch anders als du Einwanderung nicht als eines der größten Probleme für Deutschland. Das ist lediglich eine kleine Minderheit von 5%. Der Großteil sieht wirtschaftliche Probleme wie Inflation (42%), die wirtschaftliche Lage (34%) oder die Arbeitslosigkeit (24%) als eines von zwei größten Probleme an.
    de.statista.de (kostenlose Registrierung nötig)


    Zitat

    [...]
    Sie sagte im klaren geistigen Zustand das nur ein Dummkopf, ein Narr sich die DDR zurück wünschen kann. Nun liegt es mir fern das zu bewerten, aber sie hat diese Zeiten mit erlebt, sie war Zeitzeugin, Ihr Wort ist mir mehr wert als das von einen Haufen Dauerstudenten ohne Lebenserfahrung.
    [...]


    Post lesen. :wand:
    "Dauerstudent" überlese ich mal. Habe ich dir glaube ich schon mal erklärt.


    Zitat

    [...]
    Kein System ist perfekt, perfektionismus liegt dem Menschen nun mal nicht aber der Demokratische Rechtsstaat ist nun mal die bisher beste Alternative. Und wem das nicht passt der kann sich ja gerne in so ein Kommunistischen Lila Wunderland verabschieden, wein ich keine Träne nach. Diese Vorzeige Länder wie Kuba, China, Nordkoera, ach super Länder ! Verstehe auch gar nicht wieso helium noch in DE ist, der große Führer auf der Insel ist doch auch wieder da, los ab dahin, huldigen, Biografie kaufen, seine Idee exportieren nach ganz Südamerika ! Ihr schafft das ! :D Klag nicht, KÄMPF etc..pp.
    [...]


    Warum redest du jetzt von einem demokratischen Rechtsstaat, wo ich doch von Wirtschaftsordnungen spreche? Und wenn dieses Modell bloß die >bisher< beste Alternative ist: welche Alternative wäre besser? Was hast du überhaupt am demokratischen Rechtsstaat auszusetzen, dass du "bisher" schreibst? Ich jedenfalls bin von seiner Funktionsfähigkeit überzeugt und mit seiner normativen Qualität einverstanden.


    Und überhaupt: ein demokratischer Rechtsstaat ist zwangsläufig auf den Kapitalismus angewiesen?
    Und ein sozialistischer Staat muss zwangsläufig autoritär und undemokratisch sein?


    Das ist ganz eindeutig falsch und das sahen auch die Urheber unseres Grundgesetzes so. Deshalb ließen sie die Frage nach der Wirtschaftsordnung absichtlich offen und erwähnten schon gar nicht die kapitalistische Produktionswiese als verbindlich. Sie überließen jeder Generation die Entscheidung, welche Wirtschaftsordnung sie vorzieht.


    Du verzeihst mir sicherlich, wenn ich auf den Rest nicht im Detail eingehe. Du hast dich da ziemlich in etwas verrannt und bist da wohl leider nicht mehr erreichbar.
    Nur frag dich eins: wo ist überhaupt der Unterschied zwischen dir und denen? Ich sag es dir: Du bist nicht weniger blind, nicht weniger fanatisch.
    Und ist nicht viel mehr die dogmatisch-blinde Umsetzung von womöglich falsch verstandener Kultur das eigentliche Problem? Und nicht die Kultur selbst?


    Überleg doch mal: was für eine Durchschlagskraft hat eine fundamentalistische Religionsauslegung ohne ihre willigen Anhänger? Sie ist ein stumpfes Schwert - wenn überhaupt.

    [...]
    Sozialismus schränkt die Freiheit ein, sei es wie im NS die Freiheit der Nicht-Deutschen (Bzw auch Deutsche, die nicht folgen wollten und Kritik übten), in der DDR: Meinungsfreiheit?, Reisefreiheit? ...
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    Kritik an der Herrschaft der SED in der DDR kann höchstens über umständliche theoretische Umwege Kritik am Sozialismus sein. Es ist meines Wissens nämlich nahezu Konsens unter Fachkundigen, dass die praktische Umsetzung der marxistischen Theorie in der DDR überaus mangelhaft gewesen ist. Im Übrigen kann Kritik an der schein-sozialistischen DDR schon gar nicht den Zweck von Sozialismus treffen, also die Vorbereitung einer kommunistischen Gesellschaft.


    Was ich mich nun frage: Wenn also, wie du unterstellst, tatsächlich eine so große Zahl von Deutschen "DDR-ähnliche Verhältnisse" mit all ihren Freiheitseinschränkungen anstreben sollte. Wie verzweifelt und unzufrieden mit unserem aktuellen Gesellschaftssystem müssen diese vielen Menschen dann erst sein? Wie ungenügend scheint es die bestehenden Bedürfnisse der Menschen befriedigen zu können?


    Hier bleibt also nur ein Schluss: Die Vorzüge des Systems, das du hier zu verteidigen versuchst, können nicht allzu groß sein.


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    Übrigends: Die soziale Frage wurde von einem rechten (konservativen) gelöst und nicht von den Sozialisten und Kommunisten, denn deren Arbeiter sind nach dem Systemverfall mehr oder weniger mit weniger rausgekommen als sie reingekommen sind. Aber was tut man nicht alles, damit man im sozialen Einklang lebt und alle gleich sind, nicht wahr, meine lieben Linksdenker und Emanzipationisten? :)


    Die soziale Frage, die übrigens nicht zufällig mit der zunehmend radikalen Durchsetzung der kapitalistischen Produktionsweise einherging, wurde nie gründlich gelöst.
    Sie wurde lediglich oberflächlich therapiert und aufgeschoben, indem Systeme der sozialen Sicherung zuerst im kleinen und später im großen Rahmen eingeführt wurden.


    Bismarck wäre ins Schwitzen gekommen, hätte er tatsächlich die Ursachen und nicht bloß die Symptome zu bekämpfen versucht. Diese lagen und liegen nämlich genauso in der kapitalistischen wie auch schon in vormodernen Arten des Wirtschaftens in der ungleichen Beteiligung am gemeinsam erarbeiteten Mehrprodukt (das sind alle Ressourcen, die über die Existenzsicherung hinausgehen) und den daraus resultierenden Macht-, Chancen- und Lebensverhältnissen.


    Die Unterstellung einer größere Problemlösungskompetenz rechter bzw. konservativer Herangehensweisen gegenüber linken bzw. progressiven Lösungsansätzen ist zumindest in diesem Fall also historisch nicht haltbar.

    [...]


    Es ist eigentlich eine Beleidigung für das eigene Volk und deren Vorfahren den Sozialismus für gut zu heißen (Genauso wie den Faschismus).
    Vor 20Jahren wollten alle fliehen, heute wollen sie DDR ähnliche Verhältnisse. Damals hat die Freiheit gesiegt, heute sehen wir täglich zu, wie uns die Freiheit genommen wird, ohne zu agieren. Es köchelt in DLand ganz gewaltig.


    Inwiefern würde ich Deutsche beleidigen, würde ich "den Sozialismus" gutheißen? Informier mich bitte - nicht, dass ich plötzlich ein ganzes Volk gegen mich habe..
    Woran machst du fest, eine große Zahl würde "DDR-ähnliche Verhältnisse" (was meinst du damit überhaupt in diesem Zusammenhang genau?) anstreben.
    Was sind für dich Beispiele für täglich zunehmende Freiheitseinschränkungen?


    Und sicher: es köchelt in Deutschland.

    zeit.de - Öffentlich-Rechliche Sender: Vom Volk bezahlte Verblödung



    Hier wird das eigentliche Problem schön herausgestellt.

    Ich dachte da an Menschen, bei denen (zumindest ihrem Verhalten nach) essentielle Definitionskriterien nicht aufzufinden sind. ;)

    [...]


    Lese aber jetzt erst einmal die Junge Freiheit zu ende.


    [...]


    Wozu diese Information? Dass du dich ideologisch extrem weit rechts außen befindest, ist hier jedem regelmäßigen Leser klar.
    Ich bezweifle des Weiteren, dass sich die mit dem eifrigen Lesen dieses Schundjournalismus verbundene ideelle Grundhaltung mit unserer freiheitlich demokratischen Grundordnung vereinbaren lässt.


    Aber stör dich nicht an mir; bekämpfe ruhig weiter die vermeintlichen Linksextremisten mit hochtrabenden Worten (d.h. unter dem Vorwand der Ablehnung jeder Form von Extremismus) und festige gleichzeitig deine favorisierte Form des politischen Extremismus in dir.


    Wenn dir nur endlich bewusst werden würde, mit welchen verblödeten Halbmenschen du dir eine Gesinnung teilst.. :ugly: Obwohl: nur die Gesinnung?

    ??


    Also interne Papiere werden veröffentlicht und deshalb töten Soldaten eher und mit weniger Bedenken?


    Ich vermute einen solchen Zusammenhang ja auch, nur eben in der entgegengesetzten Richtung:
    Je stärker die öffentliche Kontrolle des Kriegsgeschehens ist, desto weniger leichtfertig werden die Verantwortlichen über Menschenleben entscheiden (müssen).

    Jetzt kommt so langsam über offizielle Kanäle das hervor, was einige schon vermutet haben.
    Der Duisburger Kreisvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft behauptet, der Veranstalter habe die Politik unter Druck gesetzt, um den eigenen Profit gegen die wachsenden Sicherheitsbedenken zu durchzusetzen. derWesten.de


    Nicht viel weniger deutlich:

    Zitat

    Letztlich darf die Sicherheit nie zu Gunsten des Kommerzes auf der Strecke bleiben. Das hätte man im Blickwinkel haben müssen, auch wenn das Ruhrgebiet Kulturhauptstadt 2010 ist.


    dpolg-nrw.de


    Unterstreicht traurigerweise die These meines Posts vor ein paar Tagen..

    Zitat

    Es kann außerdem vor dem einzigen Eingang ab und an zu Wartezeiten kommen. Die Veranstalter erwarten aber nicht, dass das Gelände wegen Überfüllung komplett geschlossen werden muss, da die Fläche eigentlich nur für 500 000 bis 600 000 Besucher ausgelegt ist. "In den vergangenen Jahren gab es immer einen Durchlauf des Publikums", sagt Loveparade-Cheforganisator Kersten Sattler. "Neben den Loveparade-Fans werden auch viele Schaulustige kommen, die sich das Event nur für ein paar Stunden ansehen wollen und dann wieder gehen."


    einslive.de


    Nahezu sicher ist bis jetzt, dass die Leute in dem genannten Wartebereich (zwischen den Tunneln und dem Festivalgelände) gestorben sind. Nicht in den Zugangstunneln westlich und östlich. Um es selbst zu verstehen, wo genau die Tragödie ihren Lauf genommen hat, hab ich mal Google Maps bemüht (Unglücksstelle):


    [Blockierte Grafik: http://img.xrmb2.net/images/527627.jpeg]


    Also der Zugangstunnel ist hier die gelbe horizontale Linie unten im Bild. Die Leute sind von links und von rechts gekommen und sollten dann über die Zugangsrampe unten in der Mitte auf das Festivalgelände (schwarz-umrandet, geht unten und oben noch weiter) gelangen. Einigen Angaben zufolge (u.a. auf der Pressekonferenz heute Mittag) war dies der einzige Ein- und Ausgang bevor die Tragödie ihren Lauf nahm. Anderen Angaben zufolge sei die Rampe weiter westlich (auf dem Bild: Straße namens 'Am Güterbahnhof') kurz vorher geöffnet worden, um Druck abzubauen.


    In dem Bereich auf der großen Hauptzugangsrampe, wo sich kurz vor dem Unglück die Menge gestaut hat, weil ein Menschenstrom raus und ein anderer rein wollte (also zwischen den seitlichen Tunnelaus-/eingängen und der obersten dicke blaue Markierung; gesperrt soll hier nie gewesen sein), gibt es (von oben gesehen) links eine Treppe, über die man auf das Festival-Gelände gelangen kann. Soweit ich weiß, war diese Treppe offiziell durch Polizisten oder/und Bauzäune gesichert, wurde aber von der Polizei oder von Gästen geöffnet, nachdem unten der Druck immer größer wurde. Anscheinend sind dann von diese Treppe Leute in die Menge hinein abgestürzt, wo sie dann unter diese geraten sind (rote Fläche).


    Man hat also schon vorher ganz genau gewusst, dass es in dem Unglücksbereich zu Wartezeiten kommen wird, aber anscheinend einfach darauf gehofft, dass sich die Staus schnell wieder auflösen würden. Dagegen hört man nun von Anwesenden, dass sie in den stickigen Tunnels und im Rampenbereich etwa zwei Stunden im Gedränge standen. Man hat die Situation also im Vorhinein völlig falsch eingeschätzt. Bleibt von den Behörden zu klären, ob diese Fehleinschätzung fahrlässig war oder nicht.


    Was ich mich auch noch frage ist: Hatte man keine Wellenbrecher und Schleusen mit Personal an den ganz östlichen und ganz westlichen Tunneleingängen aufgebaut, um im Falle eines Staus im Tunnel gleichzeitig den Zugang sperren und das Umkehren ermöglichen zu können? Das hat man am Bahnhof doch auch gemacht, um eben zu vermeiden, dass gleichzeitig zu viele Leute an einen Ort gelangen können.

    Jeder Tropfen Öl...


    Ich frage mich ja jedes mal, wenn die Bevölkerung in der Entrüstung über einzelne Konzerne und Missstände vereint ist, wie lange man noch warten muss, bis sie das in den großen Zusammenhang einordnen kann. Dass nämlich die Grundlage, auf der mittlerweile so gut wie jeder Teil westlicher Gesellschaften fußt, faul ist (und auch von Beginn an war) und so zwangsläufig regelmäßig Erwartungen (saubere Umwelt, gutes Essen, gerechte Chancen etc.) enttäuschen muss.
    Und ihr werdet euch noch tausende Male ärgern und ohnmächtig fühlen, weil mal wieder ein skrupelloser Unternehmer Gammelfleisch auf den Markt wirft oder ein Ölunternehmen an notwendigen Sicherheitsmaßnahmen spart. Das wird euch euer Leben lang begleiten und die meisten von euch werden sich wie der Hamster im Rad jedes Mal wieder emotional und bestürzt an der Morallosigkeit und dem Fehlverhalten (austauschbarer) Einzelpersonen erregen.


    Unsere außergewöhnlich weit entwickelte Lernfähigkeit zeichnet uns doch gerade als homo sapiens aus und unterscheidet uns vom Tier. Und dann erkennt der (vermeintlich) zivilisierte Mensch nicht mal einfachste Kausalitäten. Wenn ich nackt aus dem Haus gehe und jedes mal wieder im Gefängnis lande, sollte ich doch nach einigen wenigen Inhaftierungen davon ausgehen können, dass diese an meiner sozial unerwünschten Nacktheit liegen und nicht etwa daran, dass vor jeder Inhaftierung der Himmel bewölkt war.


    Dann erfahrt ihr aber jeden Monat, dass wieder irgendwo Geld gespart oder der Profit gesteigert wurde und deshalb wieder etwas Unerwünschtes daraus resultierte (starke Pestizidbelastung von Gewürzen, Zugausfälle und Zugunglücke, Tierquälerei, Grundwasser-Belastung durch Atommüll etc.). Und ihr kommt nicht mal auf den Gedanken, dass nicht die ganze Welt voller schlechter, skrupelloser Menschen steckt, sondern dass die vorherrschenden Strukturen diese Menschen immer und immer wieder dazu zwingen.


    Es werden in den westlichen Gesellschaften nämlich regelmäßig diejenigen belohnt, die durch Skrupellosigkeit und grenzenlosen Egoismus ihre eigenen Bedürfnisse am Besten befriedigen. Damit folgt man im Grundsatz dem Rat von einem Herren Adam Smith seit etwa 200 Jahren. Was muss also geändert werden, damit ihr euch nicht weiter alle Tage wieder über Umweltverschmutzung, vermeidbare Gesundheitsrisiken und die Schlechtigkeit der Welt beklagen müsst?


    Der Mensch oder doch eher das System?

    marcusnham:


    Die Zurschaustellung der Nationalflagge des deutschen Kaiserreichs als Vorgängerstaat der Bundesrepublik wird üblicherweise von Feinden dieses Staates angewandt, um zu zeigen, dass man diesen Staat nicht anerkennt. Das haben schon die Republiksfeinde in der Weimarer Republik so gehandhabt. Und unter eben diesen befanden sich auch gewisse Herren Nationalsozialisten.


    Darüber hinaus: Dieses Reich existiert nicht mehr. Die Identifizierung mit einem nicht-existenten Staat jedoch deutet stark daraufhin, dass der Zurschaustellende diesen Staat gerne wiederbeleben würde oder wenigstens die äußeren Grenzen wiederherstellen möchte. Wenn man jetzt bedenkt, dass sich Teile des ehemaligen deutschen Kaiserreichs heute in polnischem, litauischem oder russischem Besitz befinden, beinhaltet so eine Identifikation immer auch die Nicht-Anerkennung der Rechtmäßigkeit dieser Grenzen.


    Ich hoffe, dass ich deine Frage beantworten konnte und du jetzt weißt, was das Problem an der Zurschaustellung der Kaiserreichsflagge ist. Nicht, dass du noch auf die Idee kommst, dir selbst eine solche anzuschaffen oder sogar öffentlich zu präsentieren; man könnte dich nämlich mit einem Neo-Nazi verwechseln. Das wollen wir doch wohl nicht. Richtig?



    [...]


    Ich sehe keine Gefahr in dieser Mode als viel mehr eine Chance dieses "WIR" Gefühl zu stärken, lasst die Fahne wehen auch nach der WM ! Bekennt euch zu euren Brüdern und Schwestern, steht auf wenn die Nationalhymne erklingt, singt sie so laut mit wie es eure Lungen zu lassen, feiert den Tag innerhalb einer Deutschen Gemeinschaft. Vereint, stark, geschlossen !


    [...]


    Klingt nach lupenreiner Nazi-Semantik. Die deutsche Gemeinschaft der blutsverwandten (Nähe zum Rassebegriff) Brüder und Schwestern (und nicht: der demokratische Bürgerbegriff) als Volkskörper, der seine stählerne Stärke der Geschlossenheit und Einigkeit (und damit: nicht der Vielfalt und dem Dissenz) verdankt und aufsteht (Wehr gegen den harten Versailler-Vertrag) und seine mächtigen Lungen aufbläht, um eine gemeinsame Hymne so laut wie möglich (Superlative waren eines von Goebbels zentralen Stilmitteln) zu schmettern.


    Das ganze verbunden mit der Propagierung der Illusion, wenn das Volk nicht von Unruhestiftern und Feinden durchsetzt wäre, würde alles idyllisch und friedlich sein.


    Nee danke, das hatten wir schon mal.


    Edit:
    Ich bin mir fast sicher, dass du es nicht in der Art gemeint hast. Ich wollte nur zeigen, wie nah dein Verständnis von Patriotismus (zumindest so, wie du ihm hier sprachlich Ausdruck verleihst) bei dem Nationalismus der Nationalsozialisten liegt.


    [...]


    der gespielte Nationalstolz im Fußball Wahn besitzt keinerlei Wirkung auf den Deutschen Alltag, ein Patriot ist durch und durch gerne Deutscher und zeigt das auch offen, 365 Tage im Jahr, die Fahnen aber verschwinden wieder nach dem ausscheiden der Deutschen National 11, hier geht es um Sport nicht um Politik.


    [...]


    Das ist leider schlichtweg falsch. Du hast Recht - die meisten Fahnen werden nach der WM wieder eingepackt. Das ist aber nur ein äußerliches Zeichen der Identifikation mit einem Nationalstaat. Aussagen über die innere Identifikation lassen sich daraus aber nicht ableiten. Albrecht Müller hat es vor ein paar Tagen auf den Punkt gebracht:


    Zitat

    Wer kollektives Denken und Fühlen im Fußball-Wettstreit mit anderen Nationen eingeübt hat, ist auch bereit, sich bei anderen Fragen kollektiv und auf der Linie der Mehrheitslinie der eigenen Führung zu orientieren und dem so genannten Mainstream zu folgen.


    Wahrscheinlich wirst du das für gut befinden. Dabei ist das hoch-problematisch, weil bestimmte Ansätze/Perspektiven/Meinungen allein wegen ihrer Herkunft (Ausland, Opposition, gesellschaftliche Teilgruppe außerhalb der Mitte) nicht ernst genommen oder sogar von vornherein abgelehnt werden. Deshalb haben Patrioten doch auffällig häufig pathologische Angst vor Neuem, Ungewöhnlichem oder Fremdem (Ausländer, Schwule, Provokationen aller Art u.v.m.). Und wir sind uns doch wohl darin einig, dass es eigentlich am Besten ist, wenn jeder frei denken und seine Meinung frei äußern kann.

    Halte den Aufruf zumindest in der Theorie für ziemlich interessant und amüsant, weil provokant.


    Provokation und verstörende Denkanstöße haben nämlich immer das Potential jemanden zum Denken anzuregen, der es sonst vielleicht nicht getan hätte. Und eventuell kommt aus diesem Nachdenken ja etwas Gutes (z.B. Kritik am Hochhalten eines hinderlichen und veralteten Nationalstaats-Konzepts in Zeiten von ökonomischer, politischer und sozialer Entgrenzung) heraus oder aber wie man hier leider sieht (abstoßende Erregung bei der Vorstellung von Lynchjustiz und unverhältnismäßiger Gewaltanwendung [Anm.: ich ekel mich vor euch, lebt eure Fantasien lieber bei irgendwelchen Dominas aus, bevor ihr noch Schaden anrichtet!]) auch etwas Schlechtes.


    Ein gesundes Verhältnis von Provokationseffekt und Provokationsmittel ist aber eindeutig gestört, wenn wenige Übertreiber so weit gehen und die Unverletzlichkeit der Wohnung missachten sollten.