Wenn die Leiche schonmal geschändet wurde, dann gebe ich noch kurz meinen Senf dazu, vielleicht interessiert es ja den einen oder anderen. Bin jetzt nicht mehr soo aktiv hier im Forum unterwegs, habe aber auch zu den aktiven Zeiten den Thread gar nicht bemerkt und daher auch nichts geschrieben.
Ich selbst bin Ukrainer. Lebe in Deutschland. Habe weiterhin Verwandte in der Ukraine. Die Lage im Osten des Landes ist weiterhin heikel, nur die Sensationsintensität ist eben verloren gegangen, weil das Geschehen etwas weiter weg ist, der Konflikt zu undynamisch für eine kontinuierliche Berichterstattung ist (im Vergleich zu den Anfangszeiten). Gleich zum Anfang möchte ich sagen, dass es mir persönlich sehr schwer fällt, die Wahrheit von Lüge, oder einfach falsch vermittelter/interpretierter Informationen zu unterscheiden. Daher kan ich nur das widergeben, was ich selbst beobachte.
Als die Unruhen dermaßen ausarteten, daß der ehemalige Präsident floh, kam ja zu der Geschichte mit Russlandkonflikt. Der ukrainische Präsident foh auch nicht weit weg von den ukrainischen Kriegsgebieten, nach Russland, jetzt lebt er irgendwo in der Stadt Rostov Na Donu. Damals hieß es, dass er eine verlängerte Hand Putins sei. Zur Person Janukovitschs sei gesagt, dass es ein Krimineller war. In den 90ern herrschten in den ehem. Ländern der Sovietunion, wie Russland und Ukraine heftige Bandenkriege, es wurde gemordet, geraubt, die Korruption war extrem ausgebreitet, es gab keine staatliche Instanzen die nicht korrupt waren: Regierung, Miliz usw. Und ein wichtiger Knotenpunkt der Kriminellen Welt war eben in Donbass angesiedelt, da kommt Janukovitsch her und es ist der aktuelle Konfliktgebiet. Janukowitsch und der ukrainische Oligarch Achmetov stammen aus derselben Bandenformierung, während ihrere "Karriere" wurde sehr viel Blut vergossen. Der erste hat auch schon mehrmals abgesessen, nur als man ihn als Politiker anfing zu pushen, verschwanden alle Dokumente bezüglich seiner Vorstrafen (diese waren u.a. Raub und Gruppenvergewaltigung, wonach er das Vergewaltigungsopfer geheiratet hat und mit ihr zwei Kinder, seine Söhne hat). Als Janukovitsch floh, wurde sein Anwesen vom Volk übernommen und heute ist es ein Park. Ich war dort, habe mir es angesehen. Es ist unvorstellbar, wie der Mensch in Saus und Braus lebte. Dafür hat er ein großes Stück Naturschutzgebiet abgebaut, er hatte eine eigene Farm, Tierzucht fürs Essen, eine unterirdisch gebaute Luftreinigungsanlage, die irgendwas mit Meeresluft produziert hat, Parks, Golfplätze, Häuser für Gäste, große Fuhrparkanlage mit teuren Autos für seine Söhne, die sich schönes Leben gemacht haben. Seine Frau lebte jedoch weiterhin in Donbass. Leider war sein Haus für Besucher geschlossen, es war aber extrem dekadent eingerichtet. Die Toilettenschüssel und Wasserhähne aus Gold wurden damals zum Spott im Volk. So jetzt bin ich etwas abgeschweift.
Also zum Konflikt. In der Krim war ja schon seit Ewigkeiten die russische Schwarzmeerflotte stationiert, als dann Truppen ohne Kennzeichnung die staatlichen Einrichtungen einnahmen, wurde absolut kein Widerstand geleistet. Die Ukrainischen Staatsdiener wurden einfach aus den Gebäuden hinausbegleitet. Nach meinem Kenntnisstand ist es immer noch unklar, wieso es passiert ist, man geht davon aus, dass es einen Befehl gab, alles abzugeben. Ich gestehe, in den letzten Monaten habe ich auch selbst nicht viel gelesen, gehört, daher gibt es sicherlich jemanden, der mehr weiß. Bis zu dem Annexionstag war es nie Publik, dass die Krim an Russland übergeben werden soll. Dann hieß es in Donbass, daß man nicht zur Ukraine gehören will, sondern zu Russland. Dobnbass ist ein Gebiet, wo Kohle abgebaut wird, demnach und bedingt durch die Kriminalität besteht das Volk aus der Arbeiterklasse. Außerdem durch die ganze politische Situation, Arbeitsmarkt, Lebensunterhaltskosten uvm. erhofften sich die Anwohner ein besseres Leben, nur haben sie wohl außer Acht gelassen, dass Ruslland selbst hauptsächlich aus Moskau und noch ein Paar Großen Städten besteht. Alles andere ist in Armut versunken. Ebenso kamen irgendwelche Truppen, die zum Aufstand aufrufen. Als es soweit ausartete, dass die ukrainische Armee dorthin verlegt wurde, bemerkte man, dass die Aufständischen militärische Technik benutzten, wie Raketen, Panzer, die nicht nicht in Ukraine vorhanden war. Zur selben Zeit wurden Gerüchte lauter, dass russische Soldaten unter dem Deckmantel der Übungen in die Stadt Rostov(oder irgenwo in der Nähe) verlegt wurden. Dann wurden viele in den Särgen zurückgeholt. Als die Eltern Informationen einforderten, wurden die Regelungen im Militärgesetz so geändert, dass das Militär nicht mehr verpflichtet ist, Informationen herauszugeben, wohin und zu welchem Zweck die Soldaten verlegt werden.
Zur Frage wer denn jetzt tatsächlich mit wem und wo kämpft gibt es mehrere Theorien/Aussagen/Informationen.
1. Meine Schwiegermutter lebt in Kiew, sie ist Lehrerin. Sie hat berichtet, was ihre ehemaligen Schüler erzählten, nachdem sie in Rahmen mehrerer Mobilisierungswellen im Donbass an der Seite der ukrainischen Armee kämpften. Dies war zu der Zeit, wo man versuchte Abkommen zur Waffenruhe zu schließen. Folgende Situation: Die Separatisten sitzen in den Städten und Dörfern , sie positionieren die Technik unmittelbar in der Nähe von Zivilisten bewohnter Blöcke. Ukrainische Armee befindet sich irgendwo, wo keine Zivilisten sind. die Separatisten beschießen die Armee, provozieren. Die Armee kann nicht zurück schießen wegen den Zivilisten. In extrem vielen Fällen gingen Männer, die normale Zivilisten in entferntesten Ecken der Ukraine lebten freiwillig ins Konfliktgebiet und sind gefallen.
2. Mein bester Freund ist Russe, lebt hier, kommt aus Moskau. Er ist mit einer ukrainerin zusammen. Sie erzählt, dass ihre Freiúnde, die in der Stadt Charkiv leben und auch für Ukraine kämpften erzählen, dass dort Ukrainer mit Ukrainern kämpfen und es dort keine Russen gibt.
Insgesamt gibt es in Russland keine Pressefreiheit. Es ist gar lebensgefährlich, die deutsche Bevölkerung kann genug Beweise auch hier in den Medien entdecken. Daher ist es auch so unheimlich schwer über solche Konfliktthemen mit hier lebenden Leuten aus der ehem. Sovietunion zu reden. Besonders mit denen, die nur russisches Fernsehen als einzige Informationsquelle nutzen. In Russland wird propagiert, dass in der Ukraine Nazis die Macht ergriffen haben und jetzt das eigene Volk im Donbass umbringen. Ich muss dazu sagen, dass es bestimmt in jedem Land nationalistisch gesinnte Formierungen gibt. Und als Unruhen damals anfingen, waren auch diese Formationen mit am Start, jedoch ist es weiterhin im Untergrund geblieben. Die Nazigeschichte kommt auch von daher, dass im zweiten Weltkrieg, als deutsche in die Ukraine einmarschierten und die rote Armee zum Rückzug zwangen, wurde aus Kreml Befehl erteilt, alles zu vernichten, nichts verwertbares zu lassen, Technik, Vieh, angebaute Felder abgefackelt. Die ukrainische Bevölkerung wurde von eigener Regierung ohne nichts zurückgelassen. Damals kam dann eine Ukrainische Aufständische Armee zustande. Dies ist die weltweit einzige Armee, die gleichzeitig gegen Deutsche UND Sovjetunion gekämpft hat.
Insgesamt kann ich beobachten, dass durch den Konflikt die Stimmung unter unkrainischem und russischem Völkern rauher geworden ist. In ukrainischen Supermärkten ist es nicht gern gesehen, wenn man Produkte aus Russland kauft, die in Russland lebenden Künstler, die in beiden Ländern populär sind und die jetzt die russischen Ansichten für richtig halten, das auch so widergeben, oder die in von Separatisten beherrschten Gebieten auftreten, kommen auf die schwarze Liste, dürfen nicht mehr einreisen und Filme und Musik aus russischer Produktion werden nicht im Fernsehen oder Radio übertragen, ebenso wie keine russischen TV-Sender ausgestrahlt. In Ukraine gilt Russland als Agressor. Es ist bereits zur Norm geworden, in russchssprachigen Foren, Kommentaren, Sozialen Medien, dass Russen das Wort "Ukrainer" als Beleidigung/Beschimpfung einsetzen. Egal was das Ursprungsthema ist.
Und noch ein Punkt, welcher mir seit letztem auf der Seele brennt. Dieser Punkt hat vielmehr indirekt etwas mit dem Ukrainekonflikt zu tun, jedoch Ich lebe nun schon seit 20 Jahren in Deutschland, ich sehe, was hier so alles passiert, wie sich die Gesellschaft entwickelt, durch freie Meinungsäußerung und weitaus weniger eingeengte Berichterstattung kann ich mir auch relativ leicht eine realitätsnahe Übersicht zur Lage in Europa verschaffen. Doch mich regt es sehr auf, wie die Menschen in Russland den Rest der Welt ansehen. Beginne ich Mal mit dem Streben der Ukraine in Richtung EU. Feststeht, dass Russland daran interessiert ist, die Ukraine an sich zu binden und nicht in die EU eintreten zu lassen. Darüber zu spekulieren, warum das so ist, traue ich mich nicht, weil meine politischen Kenntnisse hier nicht ausreichend sind. Seit den Sovjetunionzeiten hat sich doch in der Tiefe des russischen Verstands der Gedanke manifestiert, dass Amerika etwas Böses ist. Daher wird in der täglichen Unterhaltung zum größten Teil sich über Amerika verunglimpfend geäußert. Egal was schlechtes irgendwo passiert - Amerika ist schuld, selbst wenn es in Russland passiert, findet man oft solche Äußerungen. So wird oft das Streben der Ukraine nach Unabhängigkeit immer wieder so dargestellt, als ob Ukraine vor Amerika die Beine spreizt und das wars. Seit der EU-Ausrichtung des Landes passiert ähnliches. Die Russen stellen es so dar, als Ukraine billiges Flittchen ist und zu den dämlichen Amerika und EU will. Dabei vergessen die russischen Menschen sehr schnell, oder wollen es einfach nicht sehen, dass ihr eigenes Land sich zurück entwickelt. Der Umgangston ist rauer geworden, die Menschen gehen sehr schnell aufeinander los, man fügt sich der Meinung der Medien und den von der Regierung propagierten Normen. Die Menschen hören zunehmend auf, selbst nachzudenken und sich zu hinterfragen, ob man doch auch etwas falsch versteht, oder was tatsächlich um einen passiert. Durch die Ausbreitung der sozialen Medien wie z.B. Facebook, oder Foren ist es sicherlich leichter anonym sich auszusprechen, wodurch die Leute auch die Kultur der Interaktion aus den Augen verloren haben. So richten sich zunehmend die negativen Äußerungen, Beleidigungen, Verunglimpfungen mittlerweile auch gegen Europa und dort lebende Menschen. Wenn hier zunehmend die die soziale Entwicklung im gewissen Maße voranschreitet, so bewegt sich Russland meiner Beobachtung nach ins Mittelalter. Worauf ich hinaus will: immer öfter merke ich, wie die Menschen in Russland dem Rest der Welt die Schuld geben und sich für etwas Besseres halten.
Sicherlich will ich nicht alle Russen über einen Kamm scheren, es gibt ebenfalls unter russischen Prominenten die Gegner der Putins Politik in Ukraine und allgemein. Nur man hört zuwenig davon. Es ist extrem viel Text geworden, ich habe auch nicht alles zu diesem Thema geschrieben, vielleicht auch zu weit ausgeschweift, aber ich habe versucht nur die gnaze Stimmung widerzugeben, die dort wegen dem Konflikt vorherrscht und die die Nachrichten hierzulande so nicht übermitteln.
Fertig.