Tipp für Linux-Umsteiger

  • Finde diesen Artikel ganz interessant, weil ich diese Diskussion auch schon in einigen Linux-Communitys verfolgt habe und er auch weitestgehend meine Erfahrungen wiedergibt.


    Ich hab früher in meinem jugendlichen Eifer versucht zu „missionieren“. Bin dann aber auch relativ schnell zu dem Ergebnis gekommen, dass viele User die nötigen intellektuellen Kapazitäten und ,was noch viel wichtiger ist, Ehrgeiz mit sich bringen.


    Anfangs dachte ich auch, viele in der Mitglieder der Linux-Community wären arrogant und überheblich. Mittlerweile kann ich das gut verstehen.
    Irgendwann ist es nur noch nervig, wenn User, die sie HaXxor1337 (oder ähnlich) nennen, fragen, wie man eine Grafikkarte installiert oder warum xxx.exe nicht startet, wenn man doppelt drauf klickt. Die kriegen dann so was wie „Geh wieder nach draußen spielen.“ Zu hören, und das zu Recht.
    Das ist dann wieder so ein Kind, das mal irgendwo gehört hat, dass richtige Hacker gerne Linux als Basis benutzen, und auch „cool“ sein will.


    An sich bin ich überzeugt, dass Linux nicht komplizierter ist als Windows oder MacOS. Viele vergessen ganz gerne, dass sie, als sie mit Windows angefangen haben, auch so ihre Schwierigkeiten hatten (Was ist eine Datei, wozu brauche ich einen Treiber, wie richte ich ein Netzwerk ein, wo stelle ich meine Grafikkarte richtig ein, …), und dass sie auch nicht von heute auf morgen alle Probleme gelöst hatten.
    Das Beispiel gibt es auch genau anders rum. Es gibt User, die mit Mac oder Linux ihre ersten Schritte in der IT-Welt gemacht haben. Wenn die irgendwann später mit Windows arbeiten sollen, schlagen die die Hände über dem Kopf zusammen.


    Das Argument, dass Windows so einfach ist, stimmt auch nicht. Das beste Argument dagegen ist dieses und ähnliche Foren (Beitrag ursprünglich für ein IT-Suport-Forum geschrieben).
    Zum einen ist ein Grund für solche Foren, dass, wie in dem Artikel beschrieben, die User nicht denken und nicht lesen wollen. Fast alle der auftauchenden Probleme und Fragen kann man sich innerhalb weniger Sekunden selbst beantworten. Man ist nicht wirklich etwas Besonderes auf dieser Welt. Fast jedes Problem, dass man hat, hatte schon ein anderer vorher. Das zu recherchieren ist nicht schwer. Man muss nur vielleicht kurz nachdenken und ein paar Zeilen lesen.
    Der andere Grund ist aber mit Sicherheit, dass eben doch nicht alles so einfach ist. Oft ist es eben nicht so, wie vom Hersteller angepriesen.



    Man muss sich vor Augen halten, dass jede derzeitige Lösung ein Kompromiss ist, deren Präferenzen einfach nur in einem anderen Bereich liegen.
    Windows will eine breite Masse ansprechen. Ein Computer und ein Betriebssystem sind aber nun mal abstrakte und sehr komplexe Gebilde. Also ist Windows so konzipiert, dass vieles per default voreingestellt ist, und dass der User wenig Eingriffsmöglichkeiten hat, da er sonst etwas kaputt machen könnte.
    Linux geht davon aus, dass der User mündig ist, und weiß, was er will. Per default ist das meiste deaktiviert oder geschlossen. Der User muss explizit sagen, was er braucht. Dadurch hat man anfangs unter Umständen mehr Aufwand (wobei das heutzutage auch nicht mehr zutrifft), hat aber danach Ruhe. Selbst wenn das System hoffnungslos zerstört scheint, kann man es meist ist ein paar Eingriffen retten, da man bis auf die tiefste Ebene eingreifen kann.


    Als User kann man entscheiden, welche Präferenzen einem selbst wichtiger sind, und sich danach das System aussuchen. Einfach nur zu Linux oder Mac wechseln zu wollen, weil es gerade Mode ist, oder weil man sich als Hacker ausgeben will, sind mit Sicherheit die falschen Gründe.
    Wenn man technikverliebt ist, verstehen will, wie dies und das funktioniert, und ein praktisches System will, der ist mit Linux gut bedient (mit all seinem Vor- und Nachteilen). Für einfaches Benutzen, ohne sich Gedanken machen zu wollen, ist Windows oder Mac sicher die bessere Wahl (mit all ihren Vor- und Nachteilen).


    Das ist auch gar nicht so abwertend gedacht, wie es vielleicht klingt. Als Autofahrer bin ich eine Art ambitionierter Windows-User. Mir ist wichtig, dass es mich von A nach B bringt, und etwas Komfort bietet. Wenn irgendwas dran ist, lasse ich es reparieren, wenn nix mehr geht, kaufe ich ein Neues. Damit bin ich zufrieden. Ein Kumpel von mir, ist begeisterter Autofahrer, der gerne an seinem Auto rumschraubt, dies und jenes einbaut, die Leistung verbessert usw. Ich kann das zwar nicht nachvollziehen, verstehe das aber, weil es mir so ähnlich mit Computern geht.


    Ein Rennwagen besteht aus 4 Rädern, einem Motor und etwas Karosserie. Es bietet nicht den Komfort, den eine Limousine bietet. Dafür ist er aber auch nicht ausgelegt. Es wäre sinnlos eine Minibar und beheizte Sitze für den Fahrer einzubauen, auch wenn viele Fahrer sich das wünschen würden. Wenn man so was braucht, nutzt man einfach andere Autos.



    Daher kann ich jedem, der umsteigen will, nur raten, sich vorher ein paar Gedanken zu machen, welcher User man ist/sein will. Kleiner Tipp: Wer diesen Text (und den Artikel) nicht zu Ende gelesen hat, sollte sich definitiv an Windows halten :D